Felsenbirne
FELSENBIRNE
Amelanchier alnifolia
Rosaceae – Rosengewächse
ANBAU DER FELSENBIRNE
Der größte Vorteil der Felsenbirne ist ihre Winterhärte und das frühe Reifen der Früchte. Die ersten Früchte reifen Anfang Juni. Die Pflanzen beginnen schon im 3. Jahr nach der Pflanzung Früchte zu tragen und liefern jedes Jahr über 40–50 Jahre Ertrag. Volle Produktivität erreichen sie im 6–8 Jahr. Die Felsenbirne wächst gut und gesund auf fast allen Böden, sie ist gut widerständig gegen Krankheiten und Schädlinge.
VORKOMMEN
Anbaufähige Sorten der Felsenbirne stammen aus der wilden Form Amelanchier alnifolia. Diese Sorte umfasst ungefähr 25 Sorten, die sehr unterschiedlich sind und von 0,5 m bis 15 m Höhe erreichen. In der Natur kommen sie im Nordosten der Vereinigten Staaten und im Südwesten von Kanada vor. Wegen ähnlichen dort herrschenden Klimabedingungen hat sich die Pflanze außergewöhnlich gut an die Bedingungen in Polen angepasst. Im Winter verträgt sie Temperaturen bis zu –40°C und die Blüten vertragen Frühlingsfrost bis zu 5–7°C.
MORPHOLOGIE
Mehrstämmiger Strauch oder kleiner Baum (abhängend von der Sorte), erreicht normalerweise bis zu 2 m Höhe. Je nach Sorte sind die Sträucher mehr oder weniger ausgebreitet.
Blätter grün, ähnelt ovaler Form, Blattrand gezähnt.
Blüten in Blütenständen, weiß, selbstbefruchtend (also kann man Plantagen aus einer Sorte anbauen, möglich ist auch Kreuzbestäubung), blühen in der zweiten Hälfte IV. Blüte dauert ungefähr 7-10 Tage.
Früchte sind oval, manchmal leicht länglich mit deutlichen trockenen Kelchbereichen, dunkelviolett bis schwarz, manchmal purpurrot, mit einem starken Wachsüberzug, in Trauben. Ihre Größe hängt von der Sorte ab und beträgt 5–15 mm, Gewicht zwischen 0,5–1,3 g. Früchte sind saftig, süß, angenehm geschmackvoll und mit einem karminroten Saft. Sie reifen ungefähr 45–60 Tage ab Blüte, üblicherweise von Ende Juni bis erste Hälfte Juli (also vor der Ernte der schwarzen Johannisbeere und Heidelbeere). Durchschnittliche Ernte von einem Strauch beträgt 8–12 kg. Fruchtfleisch ist saftig. Um mehr Saft zu gewinnen, empfiehlt sich die Früchte nach der Ernte ungefähr 7 Tage zu lassen, damit sie überreifen können. Die Früchte der Felsenbirne beinhalten viele biologisch aktive Substanzen: Vitamine aus der A, B und C Gruppe, Zucker (8–12%, hauptsächlich Glukose und Fruktose), Apfelsäure und Zitronensäure, Gerbstoffe, bis 1% Pektin, 0,9% Tannin, Karotin, Kumarin, Kupfer und Kobalt. Sie kennzeichnen sich durch einen großen Gehalt von Anthocyanen aus (sogar 1000 mg%), die als aktive Faktoren viele Krankheiten, vor allem Krebs, vorbeugen. Sie enthalten einen nicht großen Anteil an Eiweiß (bis 9%) und einen kleinen Anteil Fett (bis 5%). Durchgeführte Tests geben an, dass die Beeren der Felsenbirne mehr Mineralstoffe und Nahrungswerte haben als die Hochbuschige Heidelbeere. In 100 g gefrorener Früchte ist 7 Mal mehr Kalzium und Eisen und 4 Mal mehr Kalium und Eiweiß als in der Hochbuschigen Heidelbeere. Der Verzehr der Felsenbirnen Früchte wird nach Radiotherapie und Antibiotika Behandlungen empfohlen. Die Früchte haben einen positiven Einfluss auf das Zentralnervensystem, wodurch sie die Qualität des Schlafs verbessern und die Übererregbarkeit verringern. Der Aufguss aus Blüten hat eine straffende Wirkung auf die Blutgefäße, welche bei der Vorbeugung von Krampfadern und Herzkrankheiten hilft.
ANBAUANFORDERUNGEN
• Boden
Eine Pflanze mit sehr geringen Ansprüchen gegenüber Boden und Standort. Kann auf allen Bodenarten wachsen, ausgenommen Moor-, Sumpfboden und trockenen Sand. Gut tolerant gegenüber leicht sauren bis leicht alkalischen Boden (pH 6,2–7,5).
• Licht
Eine lichtliebende Pflanze, schwächerer Ertrag in schattigen Standorten. Auf Warenplantagen empfiehlt man die Reihen in Richtung Nord-Süd zu platzieren, damit die Sträucher besser belichtet sind.
• Temperatur
Die Pflanze kommt aus Südwest Kanada, wo im Sommer die Temperaturen bis zu +30oC und im Wintern bis zu –45oC erreichen. Die Klimabedingungen ähneln also dem Klima in Polen und der Anbau ist deshalb in ganz Polen möglich.
• Wasser
Braucht keine zusätzliche Wässerung. Fest verwurzelte Pflanzen vertragen sogar eine lange Trockenheit, sind besser abgehärtet als andere Fruchtsorten. Sträucher verwurzeln sich auf 140 cm Tiefe, die Wurzeln verteilen sich breit, was den Pflanzen in trocknen Zeiten die Wassersuche ermöglicht. Die Einhaltung der entsprechenden Feuchte im Boden ist sehr wichtig vor allem in den ersten 2–3 Jahren nach Pflanzung, weil die Sträucher noch nicht ausreichend verwurzelt sind.
PFLEGE
• Vorbereiten des Bodens
Weil die Plantagen der Felsenbirne jahrelang den selben Standort haben, ist eine entsprechende Vorbereitung des Bodens sehr wichtig. Die Grundlage ist das Jäten des Bodens von Unkraut – vor allem des langjährigen. Es lohnt sich auch den Pflanzen den Start zu erleichtern indem man den Anteil der Nahrungswerte durch die Anwendung von Dung/Mist von ungefähr 30 t/ha oder grünen Düngers (Lupine, Phazelie, Senfkorn) erhöht. Ein guter Standort zum Anbau ist ein Feld nach Getreidepflanzen. Unabhängig von diesen Tätigkeiten sollte eine Bodenanalyse durchgeführt werden und die Empfehlungen sollten befolgt werden. Üblicherweise ist die Startdüngung ähnlich wie beim Anbau der Schwarzen Johannisbeere und Apfelbeere. Auf leichteren Böden verwendet man 60–80 kg P2O2/ha und 100–120 kg K2O/ha. Auf fruchtbaren Böden verringert man die Dosis um 20–25%. Gleich nach der Pflanzung und der Blüte wird die Verwendung einer Stickstoffdüngung 30–40 kg N/ha empfohlen.
• Pflanzen
Junge Pflanzen pflanzt man am besten im Frühling, unabhängig davon, ob es Setzlinge aus Wurzelsprossen mit bloßer Wurzel oder Topfpflanzen sind. Die Setzlinge werden in Pflanzlöchern im Boden auf dem gleichen Niveau ausgepflanzt, auf welchem sie vorher wuchsen. Die Erde rund um die Pflanze sollte gut gestampft und gegossen werden. Die Verteilung hängt von der Wachskraft der jeweiligen Sorte und der Art des Anbaus ab, oft ähnelt die Verteilung der bei der Apfelbeere. Für eine Drescher Ernte sind 4,5 m x 0,75 m (was 3000 Stück/ha gibt) optimal. Für Amateur Anbau sind 3,5–4,0 m zwischen den Reihen und 1,0–1,5 m in den Reihen empfehlenswert.
• Beschneiden
Nach der Pflanzung kürzt man die Setzlinge um ein Drittel ihrer Länge, damit der Strauch sich besser verbreitet. Man kann sie auch im zweiten Jahr beschneiden, damit der Strauch 10–15 Triebe hat. Nach dem dritten Jahr, wenn die Felsenbirne in eine intensivere Phase der Fruchtbildung geht, halten wir die Höhe der Pflanzen auf 2–2,5 m, damit die Früchte auf der ganzen Länge der Triebe verteilt sind. Erst nach dem siebten Anbaujahr führt man Ausdünnen durch.
• Ernte
Die Beeren der Felsenbirne reifen bis Ende Juni. Beim sonnigen Wetter wird eine Ernte in zwei Terminen empfohlen. Wenn es kühler ist, sammelt man die Früchte schrittweise je nach Reife. Sehr gut geeignet für Drescher Ernte – die Genauigkeit ist sehr gut, sowohl Sträucher als auch Früchte werden nicht beschädigt.
KRANKHEITEN UND SCHÄDLINGE
Die Felsenbirne ist eine Pflanze mit einer guten Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge und Krankheiten. Selten und nur einige Sorten können von Mehltau angegriffen werden. In Polen wird die Felsenbirne noch nicht so massiv angebaut wie zum Beispiel in Kanada, wo viele Schädlinge vorkommen. Zu den meist gefährlichsten gehören: u.a. Anthonomus quadrigibbus, Hoplocampa montanicola, Epinotia bicordana, Cremona cotoneaster, Eriosoma americanum. Diese Schädlinge hat man in Polen nicht registriert, aber man sollte erwarten, dass sie mit der Popularität des Anbaus der Felsenbirne vorkommen könnten. Bis jetzt hat man Schaden durch Dickmaulrüssler, Engerlinge, Hirsche, Hasen, Mäuse und Vögel, die süße Früchte mögen, beobachtet.
VERWENDUNG
In Kanada, wo die Felsenbirne massiv angebaut wird, hat die Pflanze eine weite Anwendung. Die Früchte sind ideal zum direkten Verzehr oder auch für die Verarbeitung, für Marmelade, Konfitüre oder Obstwasser. Der Saft hat eine wundervolle karminrote Farbe, die andere Getränke und Eingemachtes verfärbt. Früchte eignen sich auch fürs Einfrieren, als Zusatz zum Joghurt, Kuchen, Desserts und zum Trocknen. In der Kräuterheilkunde verwendet man die Blüten der Felsenbirne in der Form eines Obstwassers oder Aufgusses für die Regelung der Herzarbeit. Außerdem sind sie bei Bluthochdruck hilfreich.